Informationsveranstaltung „Organspende aus religiöser Sicht“ am 22.März 2014 im Gasthof Held, Irl

              

Pfarrer Andreas Giehrl fordert:

„Liebe und Solidarität für alles, was dem Leben dient.“

Organspende ist Nächstenliebe über den Tod hinaus – Ethische und moralische Aspekte

 

Um Wichtiges über die christlichen Fundamente einer freiwilligen Organspende nach dem Tod aus dem Mund des aufgeschlossenen, kundigen  Pfarrers Andreas Giehrl aus Kallmünz zu hören, kamen wieder viele Nierenpatienten der Selbsthilfegruppe der „Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg/Straubing“ im Hotel Richard Held in Irl zusammen. Sie wurden ermutigt, nicht müde zu werden und an Informationsständen aus eigenen Erfahrungen über die Möglichkeit der Organweitergabe nach dem Tod andere unheilbare Menschen aus dem Schattendasein herauszuführen und ihnen eine neue Lebenschance zu schenken.

Pfarrer Giehrl bekannte sich zunächst als langjähriger Träger eines Organspendeausweises, in dem er im Fall seines Ablebens die Bereitschaft zur Weitergabe aller seiner brauchbaren Organe schriftlich bekundete. Er forderte den verantwortungsvollen Bürger zunächst auf, den leidenden Mitmenschen und Patienten überhaupt wahrzunehmen und ihm gegenüber Solidarität zu zeigen, denn die gesamte Organspende beruhe auf Gegenseitigkeit; die Menschen als soziale Wesen seien gegenseitig aufeinander angewiesen, insbesondere wenn sie das Leben lieben.

Nach einem historischen Rückblick über die erste Herztransplantation durch Prof. Barnard 1967 und der rechtlich medizinischen Situation nach der Rechtsgrundlage im  Transplantationsgesetz von 1997 widmete sich der Geistliche den moralisch ethischen Grundlagen einer Organspende als „Akt christlicher Nächstenliebe über den Tod hinaus.“

Er beleuchtete die positive Einstellung der Päpste von Pius XII. über Johannes Paul II. Papst Benedikt XVI., der als Kardinal von München-Freising selbst Organspender war, bis zu Papst Franziskus, die allesamt den Organhandel und jegliche Manipulationen verurteilen und zur Freiwilligkeit und Humanität zum Schutz des Lebens aufriefen. So erklärte der selige Papst Johannes Paul II. auf dem Internationalen wissenschaftlichen Kongress für Transplantation in Rom im Jahr 2000: „Mit Respekt für die Wissenschaft und in jeder Hinsicht dem Gesetz Gottes verpflichtet, hat die Kirche kein anderes Ziel, als das ganze Wohl des Menschen.“  Der Geistliche meinte dazu, man müsse in ethisch akzeptabler Weise dem kranken Menschen eine Chance auf Gesundheit oder gar auf das Leben selbst geben und stellte klar: „Transplantationen sind ein großer Schritt der Wissenschaft im Dienst für den Menschen.“ Sie schenken neue Lebensqualität und höhere Lebenserwartung.

Die gemeinsame Erklärung der Kirchen

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben zum Thema Organspende bereits 1990 eine gemeinsame Erklärung herausgegeben. Übereinstimmend befinden die „Deutsche Bischofskonferenz“ und der „Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland“ (EKD): „Wer die Einwilligung zur Entnahme von Organen gibt, handelt ethisch verantwortlich, denn dadurch kann anderen Menschen geholfen werden, deren Leben aufs Höchste belastet oder gefährdet ist.“ Auch Angehörige machten sich nicht eines Mangels an Pietät gegenüber den Verstorbenen schuldig. Aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod ein Zeichen der Nächstenliebe und Solidarisierung mit Kranken und Behinderten. Papst Johannes Paul II. hatte es in einer Ansprache vor Organspendern als „noblen und verdienstvollen Akt“ bezeichnet, „sein eigenes Blut und sein eigenes Organ den Brüdern zu schenken und hierzu anzuregen.“ Er rief schließlich dazu auf, „nicht müde zu werden, Gutes zu tun, sondern es mit Elan, Heiterkeit und Hochherzigkeit ins Werk zu setzen.“  Der Referent betonte, dass jede Organtransplantation ihren Ursprung in einer Entscheidung von großem moralischen Wert hat: der Entscheidung, einen Teil des eigenen Körpers ohne Eigennutz zwecks der Gesundheit und des Wohlbefindens eines Anderen anzubieten. Hier genau liege der Edelmut dieser Geste. Selbstverständlich sei der irreversible Hirntod, der Tod des gesamten Hirns, (des Großhirns, des Kleinhirns und des Stammhirns), der von der Wissenschaft, der Kirche und den Juristen als der Tod des Menschen weltweit anerkannt wird. Dieser sichere Tod des Menschen wird bei einem Organspender von zwei voneinander unabhängigen, erfahrenen Neurologen protokollarisch festgestellt, was selbst  nach 25 Jahren noch nachgeprüft werden kann.

Schließlich ermutigte Pfarrer Giehrl all seine Mitbrüder im Dekanat,  in einer Predigt die Christen zu diesem Akt der letzten praktizierbaren Nächstenliebe aufzurufen, was von den begeisterten Teilnehmern mit lang anhaltendem Applaus aufgenommen wurde.

Pfarrer Gierl mit 1.Vorsitzenden Siegfried Bäumel