Erlebnisreicher Tag im oberbay.“Pfaffenwinkel“

Pfaffenwinkel, in Gold und Stuck gefasste Frömmigkeit

Die Wieskirche –  kostbarstes Kunstdenkmal Bayerns - Ein Hauptwerk des Rokoko - UNESCO-Weltkulturerbe – Bayerisches Rokoko im Augustinerchorherrenstift Rottenbuch –Hilfsgemeinschaft auf Erkundungstour

 

Großes Interesse und rege Teilnahme war den Verantwortlichen der Patientengruppe gewiss, als der Vorstand der „Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg/Straubing e.V.“ an einem schönen Sonntag im Juli zur Tagesfahrt in den Pfaffenwinkel einlud. Busfahrer  Heribert startete mit den 50 Teilnehmern am frühen Morgen vom Busbahnhof Wufka, Niederlindhart, bei angenehmen Temperaturen, um der Gruppe die Gegend Oberbayerns vor dem Gebirge erleben zu lassen, die mehr als andere mit Kirchen und Klöstern wie Benediktbeuren, Wessobrunn, Rottenbuch, Ettal oder Andechs gesegnet ist.

               Vorsitzender Bäumel führte die Reisegruppe ein in das vorgesehene Programm. Dabei erfuhr man, dass der Name „Pfaffenwinkel“ bis ins Mittelalter zurückreiche, als das Wort „Pfaffe“ noch Wertschätzung ausdrückte und jene reizvolle Landschaft Oberbayerns begrenzt wird vom Lech im Westen, von der Loisach im Osten , Landsberg im Norden und dem Ammergebirge im Süden. Dieser Pfaffenwinkel wurde auch das Land der Bauern, Künstler und Mönche genannt, von dem der Volksmund sagt: “Eine Landschaft, die der Herrgott in einer Sonntagslaune geschaffen haben muss.“  

Die Wieskirche, ein weltberühmtes bayerisches Rokokojuwel

Der Schriftsteller Peter Dörfler war von dieser lebens- und hoffnungsfrohen Barock so berührt, dass er sagte: „Die Wies ist ein Stück Himmel auf dieser leidvollen Erde.“  Und Millionen von Wallfahrern aus Schweden, Rußland, Norwegen, Frankreich, Spanien und natürlich Deutschland empfinden dasselbe. 1745 ist der Baubeginn der Wieskirche verzeichnet und 1754 wurde sie feierlich eingeweiht. 1803 wurde die Kirche geschlossen (Säkularisation) und sollte 1809/10 nach nur 55 Jahren versteigert und abgerissen werden. Nur durch hartnäckige Bemühungen der Gemeinde Fronreiten und ihrer Bauern konnte diese Kirche erhalten werden. Die „Wallfahrtskirche in der Wies“ steht zart und feingliedrig vor den mächtigen Ammergauer Bergen. Die Verehrung des gegeißelten Heilands geht auf ein außergewöhnliches Phänomen zurück, dass 1738 Tränen aus den Augen der Heilandstatue getropft sein sollen. Der Wessobrunner Baumeister Dominikus Zimmermann schuf den eleganten Kirchenbau, sein Bruder Johann Baptist malte den Deckenhimmel unglaublich prachtvoll, beschwingt, heiter und schwerelos. Ein erlebenswertes Rokokojuwel, das jeden Besucher und Beter tief beeindruckt, denn „Hier wohnt das Glück, hier findet das Herz Ruhe“, wie der Bauherr der Kirche, Abt Marianus II. Mayer es ausgedrückt hat.

Rottenbuch – bayerischer Kirchenrokoko optimal verwirklicht

Die kurze Fahrt nach einem guten Mittagsmahl führte die Teilnehmer in das nahegelegene ehemalige Augustinerchorherrenstift in Rottenbuch. Fast überreich prunkt die Rokoko-Ausstattung der ursprünglich romanischen Klosterkirche Mariae Geburt, in der das Leben des hl. Augustinus umfangreich  dargestellt ist. Die Wessobrunner Künstler Joseph und Franz Xaver Schmuzer schufen die heiteren Stuckaturen, Franz Xaver Schmädl den Hochaltar und Matthäus Günter die Fresken. Diese vier Künstler schufen ein Gotteshaus in Gold, Stuck und Pracht, die die Frömmigkeit dieses Landstrichs offenlegt. So umfassend ist die Ausschmückung, dass die ursprüngliche architektonische Struktur der Kirche ganz zurückgedrängt wird. Im gesamten wunderschönen sakralen Raum der als Basilika mit einem Haupt- und zwei Nebenschiffen erbauten Kirche ist außerdem eine berühmte Madonna als spätgotisches Werk von Erasmus Grasser zu bewundern. Die Gruppe bedankte sich bei Kirchenverwalter, Herrn Lorenz, der sie alle mit seinen Ausführungen erfreute und mit hineinnehmen konnte in die schwelgerische Begeisterung für das bayerische Rokoko.

Erst während der Heimfahrt setzte der Regen ein, der für alle etwas Abkühlung brachte.

(Fotos und Text: Siegfried Bäumel)